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11.3.1 Kuhls Theorie der Handlungskontrolle

Kuhl hat als erster mit Nachdruck darauf hingewiesen, zwischen motivationalen und voltionalen Fragen zu unterscheiden. Er spricht von Selektionsmotivation und Realisationsmotivation
eine Motivationstendenz erhält den Charakter einer Intention, wenn sie den Charakter einer Zielbildung, die sich die Person selbst auferlegt annimmt. $ \Rightarrow$ Dieser Intentionscharakter setzt eine Reihe von Vermittlungsprozessen in Gang, die der Intention ungestörten Zugang zum Handeln geben sollen. Kuhl unterscheidet in vermittelnde Prozesse der Handlungs- bzw. Ausführungskontrolle
Vermittelnde Prozesse der Handlungskontrolle
Kuhl nimmt 7 Prozesse an, die die Realisierung fördern
Selektive Aufmerksamkeit
Aufm. Richtet sich auf die Infos, die Intention unterstützen, anderes wird ausgeblendet
Enkodierkontrolle
Einkommende Infos, die mit Intention in Zusammenhang stehen, werden tiefer verarbeitet
Emotionskontrolle
Manche Emotionen sind für eine Realisierung besser geeignet. Solche sucht der Handelnde in sich zu erzeugen.
Motivationskontrolle
die Stärke der Motivation für die Realisierung kann vom Handelnden angehoben werden sobald er merkt, daß konkurrierende Intentionen stärker sind.
Umweltkontrolle
Vorsorge, die gegen unerwünschte Nebentätigkeiten schützt. Reize, die zu Intentionen führen, die man meiden möchte entfernt man z.B. Süßigkeiten und Abnehmen
Sparsame Informationsverarbeitung
da Elaboration von Erwartungs- und Wertaspekten endlos betrieben werden kann, wird die Infoverarbeitung runtergefahren (langes hinauszögern)
Mißerfolgsbewältigung
sich von unerreichten Zielen ablösen
diese vermittelnden Kontrollstrategien können in Aktion treten, wenn die Realisierung ins Stocken gerät
sie laufen nicht nur bewußt ab, sondern können auch unbewußt wirken $ \Rightarrow$ schneller, weniger belastend
Beleg: im zwei Modi der Handlungskontrolle
Zwei Kontrollmodi: Handlungsorientierung und Lageorientierung
es gibt Zustände im Kontrollsystem, die eine Handlungsrealisation fördern oder behindern Handlungsorientierung vs. Lageorientierung: Während man im Zustand der HO auf Umsetzung der Intention drängt, ist man in der LO dabei, kognitiv gegenwärtige, zukünftige oder vergangene Lagen zu untersuchen
für die Entstehung von LO: 1) unvollständige Information $ \Rightarrow$ erst abklären (schnell) 2)mißerfolgsorientierte LO: In der Intention fehlt ein wichtiges Glied zur Ausführung (Intention ist degeneriert)
da die unmittelbaren Bedingungen für LO schwer zu erfassen sind hat man HO oder LO induziert Leute sollte über Mißerfolge reden usw.
Empirische Befunde
Schüler bekamen Fragebogen mit 22 Tätigkeiten, die man Ausführen konnte: am anderen Tag gefragt, wieviel Zeit sie wirklich mit den Tätigkeiten verbracht hatten $ \Rightarrow$ Handlungsorientierte führen das, was sie planen weit mehr aus, als Lageorientierte (Meßwerte)
Kuhl zur gelernten Hilfslosigkeit
übliche Erklärung: immer nur negative Rückmeldung $ \Rightarrow$ Unkontrollierbarkeit $ \Rightarrow$ Motivationsverlust für neue Aufgaben (stimmt aber nicht). Kuhl zeigte, daß in einem Experiment, in dem Vpn Hilfslosigkeit gelernt hatten und danach eine Testaufgabe lösen sollten, 1)Vpn in LO schlechter abschneiden als Kontrollgr. 2)Vpn die auf LO oder HO getrennt wurden nur ein Abfall der Leistung in LO zu beobachten 3)wird HO induziert, haben selbst LO keinen Leistungsabfall mehr
gelernte Hilfslosigkeit nicht auf Motivationsmangel zurückzuführen sondern auf Unfähigkeit, lagebezogene Gedanken auszuschalten
es zeigte sich weiterhin, daß es vorallem depressive LO sind, die Schwierigkeiten haben Intentionen aus ihrem Gedächtnis zu streichen
desweiteren können intentionsspezifische Worte-von Intentionen die gerade nicht ausgeführt werden- von LO schneller wiedererkannt werden als von HO $ \Rightarrow$ LO deaktivieren unerledigte Handlung nicht


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Sebastian Inacker 2004-02-22