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11.1.3 Tolmans Analyse zielgerichteten Handelns

Zielgerichtetheit und Erwartung
Lewin
ging bei seiner Verhaltenserklärung von der Gesamtsituation aus, ähnlich kam Tolman schon ende der 20er daher. Als überzeugter Behaviorist zweifelte er zwar nicht an nicht beobachtbaren kognitiven Vorgängen versuchte sie aber beobachtbar zu machen
Tolman
verfolgte einen psychologischen Behaviorismus unterschiede:
molare Beobachtung
nicht einzelne Muskelbewegungen, sondern größere Abläufe lassen Zielgerichtetheit erkennen
Rückführung des Verhaltens auf pysiologische Vorgänge
bringt wenig an Erklärung
Verhalten ist unter dem Aspekt der Zielgerichtetheit zu betrachten
Zielgerichtetheit
läßt sich in behavioristischer Weise festmachen an
Ausdauer
Durchhalten bis zum erreichen des Objekts
Gelehrigkeit
Lernfortschritte über die Zeit in ähnlicher Situation
Auswahl
spontanes Verhalten ohne Druck, wenn mehrere zur Auswahl stehen
dies ist eine neue Sichtweise. THORNDIKE vorher immer nur durstige Ratten in Käfige $ \Rightarrow$ lernten bei jedem Durchgang das Hindernis schneller zu überwinden (Versuch Irrtum) $ \Rightarrow$ Gesetz der Wirkung (Verhalten wird bekräftigt $ \Rightarrow$ Maximum des Verhaltens) $ \Rightarrow$ für Thorndike Lerngesetz
da operantes Konditionieren offensichtlich von Bedürfnisbefriedigung abhängig ist, und man sich Lernen nicht anders erklären konnte als Reiz-Reaktions-Verbindung, blieb der motivationale Aspekt völlig außer Acht.
Anreiz Effekte
diese Reiz-Reaktionsspezifische Sichtweise verträgt sich nicht mit Tolmans molarem, zielgerichteten, Konzept. Tolman variierte nun den Anreiz und konnte zeigen, daß dadurch das Verhalten geändert wurde
T-Labyrinth
ineinandergeschachtelte T-förmige Wegstücke, wobei jeweils einer der äste Sackgasse und am anderen aufstoßbare Tür.
Versuche
:
Wirkung unterschiedlicher Anreizstärke auf das Verhalten: gleichhungrige Ratten konnte vor Aufführung ihre Belohnung kosten $ \Rightarrow$ bei milchgetränktem Brot wurde viel schneller weniger Fehler gemacht als bei Sonnenblumenkernen
Entweder wird unter verschiedenen Anreizbedingungen unterschiedlich gelernt oder die Tiere sind nur unterschiedlich motiviert (erstes frühe Hull, zweites Tolman: das Zielverlangen ist eine Determinante des Verhaltens)
Beleg:
zwei Gruppen Sonnenblume und Kleie (begehrt) Kleie bekam im zehnten Durchlauf Sonnenblumen $ \Rightarrow$ sofortiger Anstieg der Fehlerzahl über Sonnenblume $ \Rightarrow$ kein Zeichen des Verlernens sondern der Unmotiviertheit
Der Anreiz eines Zielobjektes ist von Bedürfnisstand abhängig
Futter getauscht mit Wasser $ \Rightarrow$ bei durstigen Tieren sofortiger Anstieg der Laufgeschwindigkeit
Latentes Lernen: Trennung zwischen Lernen und Motivation
Behaviorismus: ohne Bekräftigung nix Lernen. Stimmt das aber wirklich oder muß man nicht zwischen Kompetenz und Performanz unterscheiden ? Beleg: Versuch mit Ratten, die keine Bekräftigung erhalten und trotzdem beim 10. Versuch (mit Bekräftigung) sofort das Niveau der anderen erreichen
Lernergebnisse lassen sich im Verhalten erst beobachten, wenn Motivation vorliegt.
Erwartungs-Wert-Matrix
TOLMAN hat seine Theorie noch ein wenig ausgebaut:
neben den Bedürfniszuständen motivieren die kognitiven Variablen Erwartung und Wert.
die beiden Variablen sind nicht frei kombinierbar, sondern hängen Matrizenartig zusammen, besonders in Wahlsituationen geht es nicht immer nur um Vorweggenommene Handlungsmöglichkeiten sondern auch um Wertentscheidungen (Hunger,Restaurants)


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Sebastian Inacker 2004-02-22