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6.2 Induktives und deduktives Denken

Deduktives Denken
wahre Prämissen ermöglichen die Ableitung wahrer Schlüsse
deduktives Denken dient der Wissenserweiterung durch Schlußfolgerung von bestehendem Wissen
Denken in Implikationen (konditionales oder bedingtes Schließen)
.

Konditionalsatz
zwei Aussagen sind durch eine Implikation miteinander verbunden: Wenn P $ \Rightarrow$ Q (Hauptprämisse) gegeben P (Nebenprämisse)
Modus Ponens
gegeben P Folgerung Q ist gültig
Negation des Vorder(Hinter)gliedes:
eindeutige Folgerung nicht möglich;
Modus Tollens
gegeben nicht Q Folgerung nicht P gültig
Probleme des Menschen beim konditionalen Schließen
Wenn Probanden die Gültigkeit bestimmter Schlüsse zu beurteilen haben:

der Modus Ponens wird so gut wie immer als richtig erkannt
der Modus Tollens hingegen von 66 - 75% als falsch eingestuft
die beiden anderen Schlußschemata ebenfalls von nahezu 60% nicht richtig
bei der Bestätigung des Vorder oder Hintergliedes wird angenommen, daß die Probanden den Konditionalsatz als äquivalenrelation sehen (genau dann wenn) und daß der Mensch im Alltag Hypothesen bildet, aufgrund derer es durchaus Sinn macht diese Schlüsse als gültig zu sehen.
Beim Modus Tollens wid argumentiert, daß es sich um negierte Aussagen handele, wir im Allgemeinen aber nicht darauf geschult sind mit Negationen umzugehen. Auch erschwere das rückwärtsgerichtete Schließen (vom Hinter auf das Vorderglied) die Beurteilung der Gültigkeit des Schlusses

Wenn Probanden selbst bedingte Schlüsse ziehen müssen

Wasonsche Kartenaufgabe
auch hier zeigte sich, daß Probanden keine Schwierigkeiten hatten, den Modus Ponens zu entdecken, beim Modus Tollens hingegen fast alle versagen.
Schwierigkeit dieser Aufgabe
die Probanden müssen selber aktiv logischer Schlußfolgerungen entwickeln und anwenden. Hier müssen alle Karten umgedreht werden, die eine mögliche Regelverletzung darstellen. Menschen sind es sonst aber gewohnt nach Bestätigungen der Regeln zu schauen.
Die Ergebnisse verbessern sich
wenn die Repräsentation erleichtert wird (Manchester, Leeds, Car, train ``Every time I go to Manchester I travel by car,,)

Wie löst der Mensch Konditionalsätze, die auch Konjunktion und Disjunktion enthalten
Die Rekonstruktion geschieht mit Hilfe von ANDS (Lisp-Programm) Annahmen:

der Mensch verfügt über bestimmte Inferenzregeln, die zur Prüfung dienen
Fehler sind auf einen nichtvollständigen Regelsatz zurückzuführen
Vorwärts und Rückwärtsschließen errgänzen einander
es wird im Sinne einer Heuristik gelöst

das Modell realisiert die Inferenzregeln als Wenn Dann Regeln. Am Beginn der Prüfung stehen im Datenspeicher die Prämissen und die Folgerung und im Produktionsspeicher die Inferenzregeln. Weitere Fakten Scheißegal

Denken mit Quantoren
kategorischer Syllogismus gebildet mit Quantoren

alle, einige, kein, einige ... nicht (universell, partikulär bejahend, verneinend)
Venn-Diagramme
zur Veranschaulichung
eine fehlerhafte Aussage hängt stark mit der mentalen Repräsentation der Syllogismen ab
hohe Anzahl von Fehlurteilen hängt mit der Menge zusammen, die man berücksichtigen muß $ \Rightarrow$ aufgrund von Auslastung und Verwechslung viele Fehler auch bei korrekten. Auch fehlerhafte Prüfprozeduren führen dazu, nicht alle Möglichkeiten in betracht zu ziehen
Paradigmen
:

prüfen, ob ein vollständiger kategorialer Syllogismus schlüssig ist
prufen, ob eine von mehreren Konklusionen aus zwei Prämissen folgt
Konklusion aus zwei Prämissen ableiten bzw. kein gültigen Schluß finden

Menschen beurteilen Fehlschlüsse oft als gültig
schlüssige Syllogismen werden oft nicht als solche erkannt
universelle Quantoren ergeben weniger Fehler
Hintergrundwissen über die Prämissen senkt die Fehlerquote
Atmosphärenhypothese
Erklärt wie Probanden Schlüsse ziehen (siehe Anderson Kap10)
Atmhypo gut in 2/3 der Fälle aber es gibt systematische Abweichungen von Beobachtungen

schlüssige Syllogismen werden öfter als richtig eingestuft als falsche (Hypo meint beide seien gleich)
die Reihenfolge der Prämissen spielt eine Rolle (Nennung der Objekte)

Konversionshypothese
geht davon aus, daß Subjekt und Prädikat in Prämissen als vertauschbar angenommen wird. Auch hier kommt es zu systematischen Fehlern

induktives Denken
:
Aus Einzelerfahrungen allgemeine Schlüsse ziehen. Den Probanden ist meistens nicht bewußt, daß es sich um rein hypothetische Schlüsse handelt.
induktive Schlüsse sind nur mehr oder weniger wahrscheinlich (im Gegensatz zu deduktiven)
es beinhaltet Bildung, Prüfung gegebenenfalls Revidierung (neue Infos) von Hypothesen
der Vorgang ist konstruktiv und aktiv; es wird aktiv über das vorliegende Wissen hinausgegangen, um neue Hypothesen zu bilden $ \Rightarrow$ Untersuchungen zum induktiven Denken:
die klassische Konzeptbildungsforschung nach Bruner

Vpn haben die Aufgabe, Objekte, die bestimmten Klassen zugeordnet sind anhand von Regeln und Merkmalen induktiv zu erschließen und sie den Klassen zuzuordnen
Konjunktives Konzept
immer zwei oder mehr Merkmale müssen in einer bestimmen Ausprägung gegeben sein, damit das Objekt zum Konzept gezählt wird (Weiß und 3 Umrandungen)
disjunktives Konzept
verknüpft mit oder (Kreuz oder Kreis)
Merkmalsidentifikation
dem Proband wird gesagt, ob es sich um konjunktives oder dijunktives Regelwerk handelt $ \Rightarrow$ muß nur noch die Merkmale erschließen
Regellernen
Regeltyp ist zu erkennen
Konzeptlernen
beides muß herausgefunden werden
Rezeptionsparadigma
immer ein Beispiel nach dem anderen. Immer muß Vp sagen, ob er glaubt, daß das Beispiel zum Konzept gehört. Rückmeldung: Beispiel positiv, negativ
Selektionsparadigma
hier kann sich die Vp die Beispiele immer selber aussuchen (nicht nur Informationsverarbeitungsprozesse sondern auch Infosuchstrategien
Generalisierungsstrategie
zur Merkmalsidentifikation: nimm alle Merkmale des ersten positiven Beispiels: beim nächsten unterscheide:

positives Beispiel wurde als solches erkannt: behalte alle Merkmale bei
positives Beispiel wird nicht erkannt $ \Rightarrow$ nimm gemeinsame Merkmale beider
negatives Beispiel wird erkannt $ \Rightarrow$ behalte bisherige Hypothese bei
negatives Beispiel als positiv $ \Rightarrow$ kann bei korrekter Anwendung nicht sein

Probleme
diese Strategie versagt bei disunktiven Konzepten und bei, Veränderung des Konzeptes über die Zeit und falsche Rückmeldungen
sukzessive Hypothesenprüfung
Art Heuristik. Vom ersten positiven Beispiel werden willkürlich einige Merkmale herausgegriffen. Immer wenn die bisherige Hypothese sich als falsch erweist wird sie durch eine neue ersetzt. Die neue Hypothes beücksichtigt aber auch Konzepte, die bereits verworfen wurden
konservative Generalisierungsstrategie
Ausgang ist das erste positive Teil $ \Rightarrow$ es wird immer nur ein Merkmal variiert
gewagte Generalisierungsstrategie
mehrere Merkmale werden variiert.

Mathematisch-numerische Modelle und Computersimulationsmodelle

mathematische Modelle basieren auf theoretisch elaborierten stochastischen Prozessen
Scheitern
liefern nur Erkenntnisse, die schwer zu verallgemeinern sind. Es wird nicht gesagt wie eine Hypothese zustande kommt
Computermodelle:Langley
Diskriminationsstrategie
im Gegensatz zu Generalisierungsstr. Wird hier von einem sehr allgemeinen Konzept ausgegangen, die Merkmale werden so weit wie möglich gefaßt: beim ersten positiven wird angenommen (alles beliebig) und dann immer nur, was sich davon unterscheidet. (in Abbildung 9 klappt das nicht so gut )
Um Hypothesen, die sich in mehr als einem Merkmal unterscheiden generieren zu können entwickelte man das auf ein Produktionssystem beruhende Programm PRISM: dabei handelt es sich um ein sich selbst modifizierendes Produktionssystem: Neue Regeln werden generiert, die Stärke der Regel in Abhängigkeit vom Erfolg ihrer Anwendung verändert $ \Rightarrow$ wenn mehrere Merkmalsunterschiede zwischen zwei Hypothesen $ \Rightarrow$ viele neue werden generiert und die alte nicht gelöscht. Je erfolgreicher eine Hypothese ist, desto höher wird ihr Stärkeparameter und das ist dann die Hypothese. Es gelangt immer zur Hypothese auch bei falschen Aussagen und Hypothesenverwerfungen. Auch wird ein gewisser Grad an Allgemeinheit und übertragbarkeit erreicht.
kritisch] der hohe Gedächtnisaufwand, viele Hypothesen sind zu prüfen. Auch wird der Bedeutungszuweisung aufgrund von Wissen nicht Rechnung getragen.

BACON-Programmsystem
kommt zu allgemeinen Naturgesetzen mit Hilfe induktiven Denkens


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Sebastian Inacker 2004-02-22